Warum Kopenhagener als die glücklichsten Menschen der Welt gelten? Sicher auch weil die Stadt so hyggelig ist. Das bedeutet so viel wie "gemütlich". Der beste Start in den Tag ist deshalb ein entspanntes Morgenmad (Frühstück) im Café wanna’B im Lateinerquartier.  Unbedingt das frisch gebackene Roggenbrot bestellen! Dann zum Secondhand-Laden Kitsch Bitch, in dem ihr neben Kleidung auch Schmuck, Geschirr und Retrowecker findet. Und bei Fisk bekommt ihr bezahlbare Unikate von jungen Designern: Der Erlös geht an die Nothilfe der dänischen Kirche.  In den vornehmsten Hinterhof der Stadt, das Royal Café, kommt ihr über einen Seiteneingang des Palastes Royal Copenhagen. Hier wurde Smushi erfunden, der große kulinarische Trend der Stadt: ein Mix aus Sushi und Smørrebrød.   Vom Turm der Vor Frelsers Kirke habt ihr einen Superblick über den Freistaat Christiana, ein besetztes altes Militärgelände. Die Pusher Street gilt als größter Cannabis-Umschlagplatz in Skandinavien.  Das beste Lakritzeis der Welt macht meine Lieblingseisdiele Paradis. Danach zur Islands Brygge für einen erfrischenden Sprung ins Hafenbecken, und weiter nach Vesterbro, das ehemalige Arbeiterviertel, in dem heute viele junge Künstler wohnen. Beliebter Treffpunkt ist die Karriere Bar, hier sitzt man unter riesigen, raumschiffartigen Lampen und schaut sich Multimedia-Installationen an. Sehr begehrte Einzelstücke sind zurzeit die Plastiktaschen, die der Besitzer des Secondhand-Ladens Asfalt fertigt.  Märchenhaft zum Schlendern ist der Friedhof Assistens Kirkegård mit den Gräbern von H.C. Andersen und Søren Kierkegaard. Wenn ich danach im Teesalon Tante T. auf dem Sofa sitze und an einer Porzellantasse nippe, fühle ich mich wie eine echte Lady.  Was in Hamburg die Reeperbahn, ist für uns die Hafenmeile Nyhavn - auch wenn die Seemänner und leichten Mädchen heute mehr oder weniger schicken Restaurants und Bars gewichen sind. Hier kann man sich wunderbar mit einem Bier an den Kanal setzen, um dem Jazz der Straßenmusiker zu lauschen.  Die berühmte Kleine Meerjungfrau seht ihr am besten vom Wasser aus, bei einer Kanalrundfahrt ab Gammel Strand. Genießt den Anblick, solange sie noch da ist: Sie wird 2010 für ein paar Monate zur Weltausstellung nach Shanghai reisen. Oder ihr radelt zum Amager Strand. Hier treffen sich die Dänen mit Freunden zum Barbecue und schauen den Kite-Surfern zu.  Im Café Katz kosten Mojito und Pina Colada nur 6,80 Euro – für dänische Verhältnisse unschlagbar günstig! In der Coconut Beach Bar lasst ihr euch anschließend etwas Sand zwischen den Zehen hindurchrieseln, während ihr einen Strawberry Daiquiri trinkt.  Unterwegs müsst ihr unbedingt an einem der Hot-Dog-Wagen einen gummiroten Pølser mit Röstzwiebeln und Gewürzgurken probieren. Bei den Open-Air-Konzerten freitags im Tivoli könnt ihr Stars wie James Morrison und Tim Christensen für nur 17 Euro live erleben. Wer vor 20 Uhr reingeht, zahlt sogar fast sechs Euro weniger.  Nun verrate ich euch noch, wie ihr umsonst in einen Nachtclub kommt: Statt im angesagten Vega, in dem Leute wie Bjørk und Prince auftreten, Eintritt zu bezahlen, geht ihr am besten auf ein paar Drinks in die Ideal Bar nebenan. Hier tanzt sich das Vega-Publikum nämlich warm, die DJs sind Weltklasse.  Am Morgen danach bummeln wir über den Trödelmarkt am Israels Plads. Jeden Samstag könnt ihr euch hier mit seltenen Jazzplatten und königlichem Porzellan eindecken.   TIPPS  Hinkommen Air Berlin fliegt ab Düsseldorf und Berlin, Easyjet ab Berlin. Wer mit dem Zug fährt, kauft am besten bei der Deutschen Bahn ein Europa-Spezial-Ticket (ab 29 Euro). Von Hamburg aus ist man nur viereinhalb Stunden unterwegs.  Unterkommen Das gemütliche kleine Seemannshotel Sømandshjemmet Bethel bietet hervorragendes Frühstück. Am schönsten sind die Eckzimmer mit Balkon und Blick aufs Wasser. (DZ ab 115 Euro, www.hotel-bethel.dk). Ein Preisknüller ist das Sleep-in-Heaven: Dort bekommt man ein Bett im Schlafsaal für 17,47 Euro (www.sleepinheaven.dk).  Rumkommen Kopenhagen ist eine Fahrradstadt. Nach dem Einkaufswagen-Prinzip kann man an 110 Stationen kostenlos eins von 1300 City Bikes ausleihen: Einfach eine 20-Kronen-Münze ins Schloss schieben und losradeln. (www.bycyklen.dk)  Ausflug Wenn es stilecht sein soll - auf ins Restaurant Jacobsen! Der Weg in den Vorort Klampenborg lohnt sich. Denn hier kann man auf den berühmten Eier- und Ameisen-Stühlen des Designers Arne Jacobsen sitzen und hat dabei einen tollen Ausblick aufs Meer. (www.restaurantjacobsen.dk).  Mitbringen Æbleskiver (Apfelkrapfen) sind eine süße dänische Leckerei, nach der man süchtig werden kann. Ein originelles Mitbringsel ist deshalb eine spezielle Mulden-Pfanne, in der man die Krapfen zuhause nachbacken kann.  Bloß nicht Am Strand Sandburgen bauen und sich hinter Sonnenschirmen verschanzen. Denn territoriales Denken missfällt den egalitären Dänen. Auch sehr unbeliebt: Das Vertrauensprinzip missachten. Wenn in der Garderobe eines Museums eine kleine Blechdose steht, die niemand kontrolliert, sollte man trotzdem Geld einwerfen.   NICOLE SEROCKA
KOPENHAGEN NEON 09/2009  Bunte Fassaden, Kanälchen mit Booten drauf, Tee aus königlichem Porzellan: Hyggeliger geht’s nicht. Zum Glück sind da auch noch das autonom besetzte Militärgelände und die plastikroten Würstchen.